In einer Musikwelt, die oft von Werken italienischer und deutscher Komponisten dominiert wird, wird der beeindruckende Katalog von Kompositionen aus Spanien nur allzu oft übersehen. Bei klassischer spanischer Musik denkt man vielleicht an Kastagnetten, Flamenco-Gitarristen und leidenschaftliche Tänzer, und bis zu einem gewissen Grad ist dies auch ein wichtiger Bestandteil der Musik aus Spanien, aber es ist keineswegs die einzige. Im Folgenden habe ich einige Werke spanischer Komponisten aufgelistet, die einen Einstieg in dieses Gebiet voller musikalischer Wunder bieten.
Spanische klassische Musik
1. ‚Iberia‘ (Bücher 1-4) von Isaac Albéniz (1860-1909)
Issac Albéniz war ein spanischer Komponist, der in der zweiten Hälfte des 19. Albéniz war nicht nur ein hervorragender Komponist, sondern auch ein virtuoser Pianist und Dirigent mit einem bemerkenswerten Ruf. Sein frühes Leben war sehr bewegt, da er häufig versuchte, von zu Hause wegzulaufen, und sich einen Ruf als Wunderkind erwarb.
Später tourte Albéniz weiter wie in seiner Kindheit und arbeitete sowohl in Paris als auch in London. Der Einfluss von Komponisten wie Ravel und Debussy beeinflusste Albéniz stark, aber seine Kompositionen blieben in ihren Ursprüngen eindeutig spanisch. In seinen Werken der mittleren und späten Schaffensperiode ist der Einfluss von Flamenco-Rhythmen und -Modalität durchgängig zu spüren. Er komponierte über fünfzig Klavierstücke und viele für Gitarre.
Von den Klavierwerken wird „Iberia“ (1909) oft als das Juwel in Albéniz‘ Krone angesehen. Iberia“ ist eine Sammlung von Werken für Klavier solo, die der Komponist in vier Bücher aufgeteilt hat. Beim ersten Hören klingen die Stücke deutlich französisch und wurden von Messiaen und Debussy als „Wunder für das Klavier“ gelobt. Es handelt sich um eine vielseitige Sammlung, die gekonnt die Bilder Spaniens beschreibt und viele Elemente enthält, die direkt auf die spanische Volksmusik zurückgehen.
2. „Nächte in den Gärten Spaniens“ von Manuel De Falla (1876 – 1946)
De Falla ist einer der wichtigsten Komponisten, die aus Spanien hervorgegangen sind. Wie Albéniz war auch De Falla ein bemerkenswerter Pianist, der sein Instrument in Madrid studierte. Obwohl De Fallas Kompositionen stark von seinem andalusischen Erbe geprägt sind, ließ er sich auch von den dominierenden französischen Komponisten seiner Zeit inspirieren.
Nächte in den Gärten Spaniens ist De Fallas erster ernsthafter Vorstoß in die Orchestermusik. Das Werk ähnelt in vielerlei Hinsicht einem Klavierkonzert und gliedert sich in drei farbenfrohe Sätze. Der erste, „Am Generalife“, ist eine Darstellung eines maurischen Palastes in Granada; der zweite, „Entfernter Tanz“, bringt den Geist des Flamenco in die Musik, und der dritte Satz, „In den Gärten der Sierra de Códobra“, beschwört diese wunderschönen alten Gärten herauf.
Ursprünglich hatte De Falla diese Stücke als Nocturnes für Soloklavier konzipiert, wurde aber von einem namhaften Pianisten der Zeit ermutigt, sie für Klavier und Orchester zu vertonen. Der Klaviersatz ist komplex und voller raffinierter Wendungen, die eine Herausforderung für jeden angehenden Solisten darstellen. De Falla lässt das Klavier trotz der virtuosen Komposition nur selten die musikalische Landschaft dominieren und schafft stattdessen drei gut ausgearbeitete musikalische Eindrücke seines Landes.
3. ‚Concerto de Aranjeux‘ von Joaquin Rodrigo Vidre (1901-1999)
Rodrigo ist wahrscheinlich der bekannteste spanische Komponist des 20. Er wurde in Valencia, Spanien, als jüngstes von zehn Kindern geboren. Ein Ausbruch von Diphtherie ließ den jungen Rodrigo fast blind zurück, ein Ereignis, das er zum Teil seinem musikalischen Fortschritt zuschrieb.
Rodrigo zeigte seine musikalische Begabung schon in jungen Jahren und war in den frühen 1920er Jahren ein hoch angesehener Pianist und aufstrebender Komponist. Rodrigo studierte bei dem Komponisten Paul Dukas, der einen großen Einfluss auf den jungen Komponisten ausübte und dessen Stil in Rodrigos eigenen Kompositionen zu hören ist.
Der Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs im Jahr 1936 stellte Rodrigo und seine Frau vor eine schwierige Entscheidung. Zu dieser Zeit vergnügten sie sich in Deutschland, in der Kurstadt Baden-Baden, und beschlossen schließlich, dort zu bleiben und am Blindeninstitut Spanisch und Musik zu unterrichten.
1938 traf sich Rodrigo mit dem Gitarristen Regino Sainz de la Maza zu einem Mittagessen, bei dem ihm die Idee zu einem Stück kam, das Rodrigo in den Herzen und Köpfen der Zuhörer fest etablierte. Aus dieser Idee sollte das berühmte „Concerto de Aranjeuz“ werden.
Das Konzert wurde 1939 fertiggestellt und folgte einer dreisätzigen Struktur: Allegro con spirit; Adagio und Allegro gentile. Das Konzert strotzt nur so vor spanischen Klängen, Rhythmen und Melodien. Es ist eines der meistgespielten Gitarrenkonzerte, in dem das warme Timbre der Gitarre wunderbar mit dem Orchester verschmilzt. Der zweite Satz ist wahrscheinlich das berühmteste Gitarrenstück des Repertoires. In der Harmonie und Melodie liegt eine tiefe Melancholie, kombiniert mit einer sanften Beschwörung einer ruhigen spanischen Szene.
4. „Goyascas“ von Enrique Granados (1867-1916)
Granados war wie viele seiner zeitgenössischen Komponisten ein hervorragender Pianist. Dies spiegelt sich in seinem Schaffen ebenso wider wie der gegenwärtige Einfluss französischer Komponisten wie Debussy und Saint-Saens. Granados wird zugeschrieben, Griegs Pino-Konzert in Spanien uraufgeführt zu haben, was sein Können auf dem Instrument beweist.
Wie Grieg ist auch die Musik von Granados sehr lyrisch und vielleicht sogar poetisch. Die sechs Stücke, die Granados als „Goyascas“ (1911) betitelte, gehören zu den meistaufgeführten Werken des Komponisten. Die Popularität der Klavierstücke war so groß, dass Granados daraufhin eine Oper mit demselben Titel komponierte.
Die Goyascas sollen von den Gemälden des spanischen Malers Goya inspiriert worden sein, obwohl Granados keine genauen Angaben zu den Gemälden machte. Die Stücke erscheinen in zwei Büchern, wobei das „Mädchen und die Nachtigall“ oft am häufigsten aufgeführt wird. Granados‘ ungewöhnliche und unverwechselbare Klaviertechniken sind in der gesamten Suite mit zarten Figurationen, komplizierten rhythmischen Mustern und einem Reichtum an harmonischen Farben zu hören. Sie stellen für jeden Pianisten eine große Herausforderung dar, bieten aber auch einen reizvollen Einblick in die Welt der klassischen spanischen Musik.