Wissenschaftler werfen Tierhaltern seit langem Anthropomorphismus vor, d.h. die Zuschreibung menschlicher Eigenschaften wie Denken, Fühlen und Bewusstsein an Haustiere. Obwohl die Befürwortung des Gedankens, dass Tiere Emotionen haben, in der wissenschaftlichen Welt einer Ketzerei gleichkommt, wird zunehmend akzeptiert, dass Tiere Emotionen haben und fühlen.
Aus der Sicht des Haustierbesitzers ist der Mensch mit seiner Fähigkeit zu denken und zu fühlen nicht allein. Jeder, der schon einmal mit einem Papagei gelebt hat, weiß, dass diese Tiere nicht nur über erstaunliche intellektuelle Fähigkeiten verfügen, sondern auch über den Wunsch nach Gesellschaft und die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden und auszudrücken. Jeden Tag haben wir den Beweis vor Augen, dass unsere Papageien ihre Emotionen durch ihre Augen, ihre Körperhaltung, ihr Verhalten und ihre oft verbalen Äußerungen zum Ausdruck bringen.
Die Bindung, die wir zu unseren Vögeln haben, ist in erster Linie eine emotionale und es ist diese emotionale Beziehung, die unser Leben bereichert. Hat diese emotionale Interaktion die gleiche Wirkung auf unsere Papageien? Wir wissen es nicht genau, aber wissen wir überhaupt, was ein anderer Mensch fühlt?
Unsere Vögel sind in der Lage, eine Vielzahl von Emotionen zu zeigen:
- Liebe – wie sie durch ihren Eifer, ihrem „Auserwählten“ nahe zu sein, ihren Wunsch, berührt zu werden, ihre Aufregung, wenn man den Raum betritt, und durch ihre Kontaktrufe zum Ausdruck kommt.
- Furcht – ein allen Tieren gemeinsames Urgefühl, das bei Vögeln ein automatisches Verteidigungsverhalten wie Flucht auslöst.
- Freude – drückt sich durch Lautäußerungen und Körpersprache aus, besonders wenn der Besitzer nach Hause kommt, und durch eigenständige Spielaktivitäten und Lautäußerungen (Singen, Pfeifen)
- Einsamkeit – zeigt sich meist durch die Entwicklung stereotyper Verhaltensweisen, wenn sie keinen sozialen Kontakt und keine Gesellschaft haben.
- Langeweile – zeigt sich meist in der Entwicklung stereotyper Verhaltensweisen, wenn es an geistiger Anregung und Spielmöglichkeiten mangelt.
- Trauer – ein Papagei verhält sich oft deprimiert oder lustlos, wenn ein Besitzer oder Partner stirbt
- Eifersucht – vielleicht bei der Ankunft eines neuen Familienmitglieds (d.h., Baby, Ehepartner, ein anderes Haustier)
- Ärger – zeigt sich in der Körpersprache oder durch einen provozierten oder unprovozierten Biss.
- Misstrauen – Misstrauen gegenüber Fremden
Viele Papageienbesitzer haben auch berichtet, dass ihre Papageien, insbesondere Graupapageien, sehr empathisch sind, d.h. die Fähigkeit haben, den „Gemütszustand“ oder die Emotionen eines anderen zu verstehen. Papageien sind sehr sensibel für unsere Gefühle, manchmal besser als wir selbst. Unsere Vögel sind scharfe Beobachter unseres Gesichtsausdrucks, unserer Körpersprache, unseres Tons und sogar unseres Energieniveaus, und deshalb müssen wir uns bewusst sein, wie unsere Emotionen unsere Vögel beeinflussen können. Wenn unser häusliches Leben und unsere Beziehungen stressig sind, nehmen unsere Vögel dies auf und fühlen sich möglicherweise bedroht und beginnen, negative Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Die emotionale Gesundheit aller Mitglieder der menschlichen Herde kann das Sicherheitsgefühl der Vögel beeinflussen.
Wenn wir den Hinweisen, die sie uns durch ihre Handlungen, ihren Tonfall und ihre Körpersprache geben, die gleiche Aufmerksamkeit schenken, können wir vielleicht die emotionalen Bedürfnisse unserer Vögel besser verstehen und darauf eingehen.