Der Necker-Würfel ist eine optische Täuschung, die erstmals 1832 vom Schweizer Kristallographen Louis Albert Necker veröffentlicht wurde.
Mehrdeutigkeit
Der Necker-Würfel ist eine zweideutige Linienzeichnung. Es handelt sich um eine Drahtgitterzeichnung eines Würfels in isometrischer Perspektive, was bedeutet, dass parallele Kanten des Würfels als parallele Linien im Bild gezeichnet werden. Wenn sich zwei Linien kreuzen, zeigt das Bild nicht, welche Linie vorne und welche hinten ist. Dadurch wird das Bild mehrdeutig; es kann auf zwei verschiedene Arten interpretiert werden. Wenn eine Person auf das Bild starrt, scheint es oft zwischen den beiden gültigen Interpretationen hin und her zu springen (so genannte multistabile Wahrnehmung).
Der Effekt ist interessant, weil jeder Teil des Bildes für sich genommen mehrdeutig ist, das menschliche Sehsystem jedoch eine Interpretation jedes Teils wählt, die das Ganze konsistent macht. Der Necker-Würfel wird manchmal verwendet, um Computermodelle des menschlichen Sehsystems zu testen, um zu sehen, ob sie zu konsistenten Interpretationen des Bildes kommen können, so wie es Menschen tun.
Menschen sehen normalerweise keine inkonsistente Interpretation des Würfels. Ein Würfel, dessen Kanten sich auf inkonsistente Weise kreuzen, wird als unmögliches Objekt bezeichnet, genauer gesagt als unmöglicher Würfel.
Bei dem Würfel auf der linken Seite sehen die meisten Menschen die untere linke Seite als vorne. Dies liegt möglicherweise daran, dass Menschen Objekte viel häufiger von oben betrachten, wobei die Oberseite sichtbar ist, als von unten, wobei die Unterseite sichtbar ist, so dass das Gehirn die Interpretation „bevorzugt“, dass der Würfel von oben betrachtet wird.
Es gibt Hinweise darauf, dass man eine stabilere Wahrnehmung des Würfels erzwingen kann, wenn man sich auf verschiedene Teile der Figur konzentriert. Der Schnittpunkt der beiden zum Beobachter parallelen Flächen bildet ein Rechteck, und die Linien, die auf dem Quadrat zusammenlaufen, bilden an den beiden diagonal gegenüberliegenden Seiten eine „y-Kreuzung“. Wenn ein Beobachter sich auf die obere „y-Kreuzung“ konzentriert, erscheint die untere linke Seite vorne zu sein. Das obere rechte Gesicht erscheint vorne, wenn die Augen auf die untere Kreuzung gerichtet sind (Einhauser, et al., 2004).
Der Necker-Würfel kann Aufschluss über das menschliche Sehsystem geben. Sidney Bradford, der von Geburt an blind war, aber nach einer Operation im Alter von 52 Jahren sein Augenlicht wiedererlangte, nahm die Mehrdeutigkeit, die normal sehende Beobachter haben, nicht wahr.
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Erkenntnistheorie
Der Necker-Würfel wird in der Erkenntnistheorie (der Lehre vom Wissen) verwendet und stellt einen Gegenentwurf zum naiven Realismus dar. Der naive Realismus (auch direkter oder gesunder Realismus genannt) besagt, dass die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen, die Art und Weise ist, wie die Welt tatsächlich ist.
Der Necker-Würfel scheint diese Behauptung zu widerlegen: Wir sehen einen Würfel, aber in Wirklichkeit ist da gar kein Würfel, sondern nur eine zweidimensionale Zeichnung aus zwölf Linien. Wir sehen etwas, das nicht wirklich da ist, und widerlegen damit (angeblich) den naiven Realismus. Diese Kritik am naiven Realismus unterstützt den repräsentativen Realismus.
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